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Über mich

Über mich 

Ich bin approbierter Psychologischer Psychotherapeut mit Praxis in Berlin Charlottenburg. Mein Weg in die Psychotherapie begann mit dem Psychologiestudium in Berlin, Potsdam und London. Anschließend absolvierte ich die Ausbildung zum Psychotherapeuten berufsbegleitend an einem psychodynamischen Institut: der Alfred-Adler-Gesellschaft für Individualpsychologie in Berlin. [→ Mehr zum Institut]

Seit vielen Jahren arbeite ich therapeutisch mit Menschen in belastenden Lebensphasen. In dieser Zeit sammelte ich umfassende Erfahrung in der sozialpsychiatrischen Versorgung chronisch psychisch erkrankter Menschen (z. B. bei psychotischen Erkrankungen, chronischer Depression oder Persönlichkeitsstörungen). Außerdem war ich in der stationären allgemeinpsychiatrischen Versorgung im Klinikum Berlin-Nordwest tätig.

Mein therapeutisches Selbstverständnis

In meiner Praxis für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie mit individualpsychologischem Schwerpunkt steht der Mensch in seiner Einzigartigkeit im Mittelpunkt.

Ich arbeite auf Grundlage eines psychodynamischen Verständnisses des Menschen, das unbewusste Prozesse, Beziehungserfahrungen und biografische Prägungen einbezieht. Ihre individuelle Lebensgeschichte – das „So-Geworden-Sein“ – ist ein zentrales Thema in unserer gemeinsamen Arbeit.

Dabei orientiere ich mich am intersubjektiven Paradigma: Die therapeutische Beziehung verstehen wir als Raum für Begegnung, als einen Prozess, in dem Ihr Selbstverständnis gemeinsam neu entdeckt und weiterentwickelt werden kann.

Ziel der Therapie ist es, sich selbst besser zu verstehen, innere Konflikte zu klären und einen freieren Umgang mit Gefühlen, Impulsen und Entscheidungen zu entwickeln. Ich begleite Sie mit einer wertschätzenden, respektvollen und achtsamen Haltung – in Ihrem Tempo und auf Augenhöhe.

Qualifikationen

  • Masterabschluss in Psychologie

  • Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten (Institut der Alfred-Adler-Gesellschaft für Individualpsychologie, Berlin)

  • Approbation durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin

  • Eintrag im Arztregister der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (Nr. 38633)

  • Mitglied der Psychotherapeutenkammer Berlin (Nr. 18593)

Über Utopien und Hoffnung in der Psychotherapie

(Christian Fehringer)

Die psychischen Funktionen des traumatisierten und verletzten Selbst sind zu sehr mit dem Sich-in-Sicherheit-Bringen oder mit „Wundversorgung“ beschäftigt, als dass noch Kraft und Energie für die proaktive, positive Sorge um die Zukunft bliebe. Hoffnungsvergessenheit (Rudolf Ekstein) ist eine Beschreibung, die diesen Prozess punktgenau trifft.

Der hoffende Mensch verwirklicht, seiner inneren Stimme folgend, was möglich ist. Er spürt, anerkennt und befriedigt seine basalen Bedürfnisse genauso wie seine Bedürfnisse nach Gemeinschaft und Beziehung. Diese Person bewegt sich entsprechend ihrer Möglichkeiten gegenwärtig in der Welt und in der Zeit, hat Handlungs- und Wahlmöglichkeiten.

Die nur funktionierende Person hingegen orientiert sich an dem, was nach vergangener Erfahrung wahrscheinlich ist. Sie hält und verhält sich entsprechend den – von ihr meist phantasierten – Erwartungen anderer Menschen und versucht, diesen zu entsprechen. Eine Klientin sieht sich in ihrer Lebenshaltung als postmoderne Erwartungscollage.

Diese Person negiert mehr oder weniger weitgehend ihre eigenen Bedürfnisse und verleugnet – irgendwann auch beschämt – ihr Wesen vor sich und vor anderen. Wo die Einzelne resigniert, ihr menschliches Wesen zur persönlichen Eigenart zu entfalten, passiert dann das Übliche: Die Person lebt das normale Unglück – in der Überzeugung, dass man da eben nichts machen kann.

Wo wir uns Sachzwängen unterwerfen, wo wir in lustloser Routine vorbestimmten – guten (?) – Zwecken dienen, statt persönlich zu gestalten und dem Leben einen Sinn zu geben, da findet normale Depression statt. Wo wir vor lauter manipuliertem Bedarf keine persönlichen Bedürfnisse mehr erkennen.

Solange wir mitmachen und konsumieren, anstatt zu genießen, produzieren, statt wachsen zu lassen, fabrizieren, statt zu gestalten, Spaß haben, statt uns zu freuen, wehleidig sind, statt zu leiden, das Leben aushalten, statt uns darauf einzulassen – genauso lange gehören wir dazu und gelten als normal. Erst wenn wir das nicht mehr können, werden wir klinisch auffällig und gelten als krank.

Diese normale Depression aufrechtzuerhalten kostet Kraft – nämlich die Kraft, die es braucht, nicht zu atmen, nichts zu fühlen, sich nicht zu bewegen, sich nicht gehen zu lassen, sich zusammenzureißen und zurückzuhalten. Diese subklinische Depression wird allerdings nicht als Krankheit wahrgenommen, sondern ist eine Lebensweise, die bei konsequenter und bemühter Durchführung irgendwann Auswirkungen zeigt. Die normale Person hält die Luft an, sie reißt sich zusammen, ist bei Verstand, aber doch weitgehend von den Möglichkeiten des sinnlichen Lebens abgeschnitten. Sie duldet gesellschaftliche Bedingungen, ohne daran zu leiden – und ohne aus dem Leiden zu lernen. Ihr Leben dient fremdbestimmten Zwecken, sollte aber trotzdem sinnvoll sein. Dieser Spagat ist schwer durchzuhalten.

Umso mehr kann es gerade in psychotherapeutischen Prozessen notwendig sein, eben „hoffen wieder zu erlernen“. „Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen verliebt statt ins Scheitern“, beschreibt es Ernst Bloch (2000).

Es ist in diesem Verständnis kein naives Hoffen, keine leere Inszenierung, kein leerer Bewusstseinszustand, keine selbstverliebte Attitüde (ebd.). Das Hoffen ist eine Grundbestimmung der Welt.

„Erwartung, Hoffnung, Intention auf noch ungewordene Möglichkeiten – das ist nicht nur ein Grundzug des menschlichen Bewusstseins, sondern, konkret berichtigt und erfasst, eine Grundbestimmung innerhalb der Wirklichkeit insgesamt.“
(Bloch, 2000)

Die traumatisierte, geplagte, überlastete Seele sollte es also wieder erlernen, den Glauben zu finden – auch wenn die Startbedingungen miserabel waren. Es bedarf zumindest einer Ahnung, noch besser einer Überzeugung, dass es die „objektive Welt“, das Sein, Gott – oder wie immer es benannt werden mag – gut mit einem meint.

Es bedarf der Möglichkeit, dass das Sehnen, Wünschen, Hoffen und Phantasieren – sich eine bessere Welt und ein leichteres, sinnvolleres Leben vorstellen zu können – nicht nur Existenznotwendigkeiten sind, sondern dass die ersten zarten und fragilen Formen, mit denen Neues und Besseres sich meldet, eben die Gestalten des utopischen Denkens sind. Darin liegen auch die Hilfestellungen, die der Glaube, bei Bedarf, zu bieten vermag.

Es muss erkannt und wieder erlernt werden, was Goethe so unvergleichlich zur Sprache brachte:

„Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden.
Was wir können und möchten, stellt sich unserer Einbildungskraft in der Zukunft dar;
wir fühlen eine Sehnsucht nach dem, was wir schon im Stillen besitzen.
So verwandelt ein leidenschaftliches Vorausgreifen das wahrhaft Mögliche in ein erträumtes Wirkliches.“
(Goethe in: Dichtung und Wahrheit, Buch IX, bzw. in: Bloch 2000, S. 42)

Es ist der Moment, in dem klar werden wird, dass man nicht ein ganzes Leben lang im Publikum der eigenen Existenz sitzen kann – und nur seine zweit- oder drittbeste Lebensform und Existenzmöglichkeit lebt –, ohne dass das irgendwann auf das Gemüt drückt.

Avi Rybnitzki, ein jüdischer Analytiker, vertritt die Meinung, dass niemand sich „hinter seinem Trauma“ verstecken darf. Die Konsequenz daraus wäre seiner Ansicht nach, nur pseudoverstanden zu werden.

Psychotherapie, die auf die Dimension des Utopischen verzichtet, beraubt sich selbst ihrer größten Stärke – meine ich. Im personzentrierten Kontext wird der Bedeutung/Vorstellung der Zukunft immer schon mehr Gewicht zugewiesen als der Vergangenheit, weil sie eben unser aktuelles Leben, unsere Gegenwart in hohem Ausmaß bestimmt.

Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, aber die Person kann die Bedeutung der Vergangenheit in der erlebten Gegenwart anders gewichten, kann sich mit dem je „situativen Index“ auseinandersetzen.

Es geht um die Einsicht, dass oft schon einiges – vieles, selten alles – da ist, wenn es nur gesehen werden kann. Das Sehen und Wieder-Sehen-Lernen impliziert oft eine Reise in die Kindheit genauso wie in die Zukunft – eine „gute“ Reise, die all jene Orte aufsucht, die schön, gut und versöhnlich waren. Das ermöglicht uns unser Ansatz in besonderer Weise.

Psychotherapie verstanden als „dichte Beschreibung“ (Clifford Geertz), als dichtes Erleben. Und als utopische Neubesiedelung kontaminierter Orte.

Psychotherapie kann zur institutionalisierten Falle werden, wenn all die gehabten Schmerzen und Leiderfahrungen kultiviert und nie losgelassen werden. Wenn Psychotherapie zu einer Gedenkstätte des Grauens und Schreckens wird, dann droht die Gefahr, die guten Orte des Lebens nicht mehr zu sehen.

Es ist wichtig, in einer Phase der Therapie – die auch sehr lange dauern kann – genau diese schrecklichen Orte aufzusuchen. Allerdings geht es letztlich auch um die Verabschiedung dieser Orte. Um sich von etwas zu verabschieden, muss man es zuerst aufsuchen; man muss an den Ort gehen, von dem man sich verabschieden möchte. Irgendwann muss man diesen Ort aber auch wieder verlassen – sonst kommt es zu keinem Abschied und keinem Abschluss.

Psychotherapie findet meistens in einem realen Raum mit Türen, Sesseln, Fenster und Couch – eventuell mit Hochbett – statt, in dem einer Erfahrung, die sonst kaum oder vielleicht noch nie beachtet wurde, Raum gegeben wird. Psychotherapie hat – oder ist – ein ganz besonderer Ort.

Als Ort ist die Psychotherapie auch ein „Gegenraum“, der sich allen anderen Räumen und Orten widersetzt. Psychotherapie ist ein Ort, in dem Dinge zur Sprache kommen, die sonst keinen Ort und kein Wort haben – ein Ort mit einer ganz anderen Zeitlichkeit und Räumlichkeit als der Alltag. Es geht in der Therapie um das Verweilen, den langsamen und entschleunigten Blick auf Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges.

Im besten Fall beherrschen Klientinnen und Therapeutinnen auch die Kunst des Verweilens. Wenn diese Momente gegeben sind, dann kann etwas Heilsames entstehen. Dann können sich innere Bilder verändern. Die psychotherapeutische Praxis besucht reale und imaginäre Orte – Räume, die gegen feindliche Kräfte zu verteidigen sind. Räume, die ein Sich-Sehen, ein Einander-beim-Namen-Nennen ermöglichen können.

Psychotherapie ist aus dieser Perspektive Entkolonialisierung – eine Aus- und Aufräumung der besetzten und belagerten Bedeutungsräume. Ist das einmal vollzogen, kann sie zur utopischen Neubesetzung anregen.

Der Ort der Psychotherapie hat manchmal mit Verstehen, oft mit (sich selbst) Erklären, selten mit Erkenntnis zu tun; das „sich selbst erklären“ sollten wir unterstützen. Und über weite Strecken ist – gelingende – Psychotherapie einfach nur ein gemeinsames Erörtern.

„Erörtern“ meint nicht so sehr: etwas zu erörtern, sondern: uns an den Ort des „Wesens“ von etwas zu bringen – es ist eher eine „Versammlung in das Ereignis“ (vgl. Otto Pögeler, 1963), das einen im besten Fall vor die ureigensten Möglichkeiten bringt.

Dass ein wahrhaftiges Gespräch (Buber) etwas Heilsames und Klärendes hat – diese Erfahrung ist bekannt. Hin und wieder hat man den Eindruck, dass die gegenwärtige Psychotherapieforschung die einzige Instanz ist, die diese Wahrheit und Erfahrung nicht mehr kennt.

Die aktuelle Psychotherapieforschung ist mit dem empirisch-positivistischen Nachweis der Wirkung von Psychotherapie beschäftigt. Ein wahrhaftiges Gespräch hat immense Wirkungen – und kein Mensch (Psychotherapieforscher*innen ausgenommen) käme auf die Idee, diese Wirkung nur dann als Wirkung anzuerkennen, wenn mit naturwissenschaftlichen Methoden gezeigt wird, dass das, was ohnehin jeder weiß, auch wirklich wirkt – eben naturwissenschaftlich symbolisiert und in der Metapher der Zahl ausgedrückt ist.

Es wird durch die reflexive – symbolisierende – Erschließung neuer Lebensbereiche in der Therapie im Reich der Imagination etwas gelebt, das im Realen womöglich nie wirklich wird. Gerade weil im Imaginären etwas verwirklicht ist, sich dadurch ein Ventil verschafft und der Veränderungsdruck, der darin bestünde, in der Realität etwas zu ändern, entlastet wird, bleibt es im Realen unverwirklicht.

Psychotherapie wird dann zur Ersatzhandlung – eine Probehandlung, die immer nur Probe bleibt und nie zur Uraufführung auf die Bühne des Lebens gelangt. Personen kommen in Therapie, um nichts zu ändern, aber um eine Legitimation für sich und andere zu haben. „Spritzen Sie mich an, aber machen Sie mich nicht nass“ – oder: „... gehen Sie mir nicht auf den Laim...“, nennen es manchmal (erfahrene) Klient*innen.

Wir sind dann gefordert zu erkennen, wozu wir eingeladen sind – ob wir dazu eingeladen sind, die persönlichen Zwickmühlen so zu schmieren, dass sie nicht mehr gar so arg quietschen.

Die Legitimation klingt dann üblicherweise so: Ich bemühe mich ohnehin, ich will mein Leben ändern und gehe daher in Therapie. Die Änderung bleibt aber im Kopf, in ritualisierten Mustern stecken.

Eine gelingende Therapie hingegen ist wie eine Zugmaschine, die den gemeinsamen therapeutischen Prozess ein Stück weit durchs Leben bringt. Eine gelingende Therapie begleitet Veränderungsprozesse, die an vielen Orten vorbeikommt – und von einem immer wieder neu zu entwerfenden Ziel, einer Hoffnung, einer Vision, einer Utopie angezogen ist. Das ist etwas, das die Psychotherapie mit der positiven Dimension der Utopie und des utopischen Denkens (und Fühlens) verbindet.

Horst Krüger hat im Gespräch mit Adorno und Bloch – „Über die Möglichkeiten der Utopie heute“ – eine interessante Metapher gebraucht, die für unseren Kontext zutreffend scheint:

„Utopien sind wie Lokomotiven, die die Züge des Menschengeschlechts durch die Geschichte ziehen. Freilich kommen diese Züge nie an, weil der Fahrplan von jeder Generation neu entworfen werden will.“
(vgl. T. W. Adorno, 1958)

Im therapeutischen Kontext gibt es natürlich das Bestreben, anzukommen. Aber die vordringlichere Aufgabe könnte sein:
Den Fahrplan zu vergessen.

Bild von Juan Gris, Abstrakt, Kubismus. Joseph Harrison auf Pixabay

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